top of page
Suche
AutorenbildEleni Ioannidou

Geist der Renaissance für das Europäische Kulturerbe

Aktualisiert: 22. Mai 2024


Das europäische Kulturerbe, unterteilt in immateriell und materiell, erlebt in den letzten Jahren eine Renaissance. Junge Menschen entdecken zerfallende Baudenkmäler und engagieren sich für deren Restaurierung und Wiederbelebung. Andere entdecken vergessene Komponisten, Dichter oder Maler und werfen ein neues Licht auf sie.

In letzter Zeit gibt es immer mehr junge Künstler, die KomponistInnen neu entdecken und ihre Partituren aus Archiven ausgraben. Häufig nehmen sie Kontakt zu den Nachkommen dieser Komponisten auf, um mehr über diese Werke zu erfahren, und dann versuchen sie diese Werke in ihre Programme zu integrieren und sie zu dokumentieren, in dem sie professionelle Tonaufnahmen machen.

Der Verein Ars Augusta e.V. und auch Eleni Ioannidou trug in diesem Sinne zur Wiederentdeckung der Musik bei: zum Beispiel der Komponistin Anna Teichmüller, in Zusammenarbeit mit dem Verwandten der Komponistin, Herrn Sven Alexis Fischer. Herr Fischer, wird sogar im Wettbewerb im Publikum zu Gast sein und gehört zu den Sponsoren. Auch Bolko von Hochbergs Werk wurde 2018 wiederentdeckt, insbesondere seine Lieder. Die Entdeckung von Bolko von Hochberg war Anlass für die weitere Entdeckung seiner Kammermusik. Einige Jahre später waren seine Quartette im Deutschlandfunk zu hören.




Ars Augusta entdeckte 2022 ein Manuskript des Liederzyklus „Lied der Sappho“ von Mathilde Kralik von Meyerswalden und integrierte es in das Repertoire des Wettbewerbs. Seitdem waren diese Lieder mehrfach in den Konzerten von Teilnehmern zu hören, etwa der griechischen Sopranistin Georgia Tryfona. Die dritte Preisträger des Liedwettbewerbs 2022, Remy Burnens und Clémence Hirt, werden im November 2024 im Museum der Romantik in Dresden eine weitere Premiere vortragen: einige Lieder des Zittauer Komponisten der Romantik Heinrich Marschner.


Auch Opern aus dem Kulturerbe der Region konnten durch den Verein wiederentdeckt und eine erste Wiederaufnahme inszeniert werden. Oft kann ein Jubiläum, etwa 100, 200 oder 300 Jahre seit der Uraufführung eines Werkes, eine gute Gelegenheit für eine Wiederentdeckung bieten. So zum Beispiel die 1719 für Dresden geschriebene Oper „Giove in Argo“ von Antonio Lotti, die 2019 anlässlich des 300-jährigen Jubiläums der Planetenfeste in Dresden wiederaufgeführt wurde.

Im Jahr 2025 feiert unsere Region den 350. Todestag des bedeutenden Barockkomponisten Andreas Hammerschmidt, auch „Zittauer Orpheus“ genannt. Dies ist eine gute Gelegenheit, einen Großteil der Madrigale des Komponisten neu zu entdecken. Der Verein wird einige Finalisten oder Halbfinalisten des Wettbewerbs in dieses Projekt integrieren.


Und die Reise der Wiederentdeckung unseres reichen, vergessenen Kulturerbes geht weiter. Wir ermutigen alle Musiker, die am Wettbewerb teilnehmen, diese Arbeit fortzusetzen und auch das lokale Kulturerbe ihrer Heimat zu erkunden und neu zu präsentieren. Wir freuen uns über jede dieser Initiativen und helfen bei der Förderung.


Doch neben dem immateriellen Kulturerbe wie der Musik gibt es auch materielles Kulturerbe, wie den enormen Reichtum an Baudenkmälern, die in Europa seit vielen Jahren verfallen. Vor allem Künstler haben ein Auge für diesen Verfall. Fotografen und Filmemacher aus aller Welt entdecken Dutzende Theater, Konzertsäle, verlassene Burgen und Kirchenruinen in ganz Europa (Lost Places). Ein Beispiel ist die von Dimitri Bourriau fotografische Reportage über die heruntergekommenen Opernhäuser und Theater in Italien und ganz Europa, in einem Artikel im Stern im Oktober 2023 erschienen.



Traurig über das Schicksal der verlorenen Schönheit machen diese Künstler Fotos von den Denkmälern und berichten in ihren digitalen Plattformen über ihr Schicksal. So erging es auch einem ganz besonderen Denkmal unserer Region Schlesien, der ehemaligen evangelischen Kirche im kleinen Dorf Giersdorf (heute Żeliszów in Polen), die vor 12 Jahren vom Filmemacher Patryk Kizny entdeckt wurde, der dort den Kurzfilm „The Chapell“ drehte.


Der Film weckte internationales Interesse an den Ruinen dieser klassizistischen Ovalkirche, die, wie sich herausstellte, vom berühmten Architekten Karl Langhans, dem Architekten des Bradenburger Tors und des Königlichen Theaters in Berlin, entworfen wurde. Dies inspirierte zwei junge Leute dazu, die Ruine im Jahr 2012 zu übernehmen und mit viel Idealismus langsam, aber unaufhaltsam daran zu arbeiten, sie zu renovieren. Sie gründeten eine gemeinnützige Stiftung dazu, die Stiftung „Dein Erbe“ (Fundacja Twoje Dziedzictwo). Ars Augusta arbeitet länderübergreifend mit der polnischen Stiftung zusammen, um dieses Denkmal mit Musik zu füllen und bei seiner Revitalisierung zu helfen. Musik ist eine treibende Kraft für eine Renaissance, nicht umsonst nennen wir das Thema des Wettbewerbs in diesem Jahr „Orpheus: Geist der Renaissance“. Wir sind davon überzeugt, dass Musik und Theater diesen zerfallenden, aber besonders wichtigen Denkmälern neues Leben einhauchen können. Im Jahr 2023 konnten wir in diesem wunderschönen Saal eine Oper (Gian Battista Pergolesis „Serva padrona“) und ein Oratorium (Karl Ditters von Dittersdorfs „Davide“) veranstalten. Im Jahr 2024 möchten wir dort das Konzert einiger Preisträger des Wettbewerbs bringen: Als Anlass wählen wir den 22. September und möchten es in die Europäischen Tage des Kulturerbes 2024 integrieren.



Doch nun kommen wir zum wichtigsten Baudemkmal, dem unser Wettbewerb eine Renaissance bescheren möchte. Dies ist die Stadthalle Görlitz, der Ort, an dem die Halbfinale und das Finale dieses Wettbewerbs stattfinden. Im Gegensatz zum Dom Kultury, der vor dem Krieg ein Museum war (die Oberlausitzer Gedenkhalle zu Ehren der Kaiser Wilhelm I. und II.) und nach dem Krieg das Kulturzentrum der Kleinstadt Zgorzelec, stellte die Stadthalle Görlitz ihren Betrieb 2005 ein. Es handelt sich um einen riesigen Konzertsaal, der 1910 von Bolko von Hochberg als Austragungsort eines wichtigen regionalen Festivals, der „Schlesischen Musikfeste“, erbaut wurde. Die Bühne ist für ca. 1000 Musiker ausgelegt. Eine wunderschöne Orgel der Firma Sauer dominiert diese Bühne und ist noch funktionsfähig. Der Saal ist für 1.700 Besucher ausgelegt und verfügt über eine unglaubliche Akustik für Musik und insbesondere für Gesang. Selbst die leisesten Töne sind überall zu hören. Hinter der großen Halle im Gebäude befindet sich auch ein kleiner Saal: genau dort wird unser Wettbewerb stattfinden. Dieses Konzerthaus liegt direkt an der Brücke, die Polen und Deutschland verbindet, hat also ein großes Potenzial für beide Länder aber es zerfällt langsam, weil die Kleinstadt Görlitz wenig Perspektiven für einen solchen Bau sieht. Es gab sogar Pläne, es abzureißen. Initiativen wie der Bolko-von-Hochberg-Liedwettbewerb haben das Ziel, den Mächten der Zerstörung und des Vergessens entgegenzutreten und diesem wichtigen Kulturerbe neue Wege in die Renaissance zu eröffnen. Die Musiker, die am 2. Internationalen Lied-Wettbewerb teilnehmen werden, sind somit Träger dieses Geistes der Renaissance. Jeder von ihnen ist ein "Orpheus", der mit seinem Gesang den Geist der Erneuerung beschwört. Tatsächlich wird es sehr bald, Ende 2024, mit einer umfassenden Renovierung des Gebäudes begonnen, die bis 2029 dauern wird.



11 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comments


bottom of page